Und vergiss nicht, glücklich zu sein! by Christophe André
Autor:Christophe André [André, Christophe]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Psychologie, Positive Psychologie, Motivation, Lebensqualität, Emotion, Glück, ABC-Buch, Persönlichkeitsentwicklung
ISBN: 978-3-593-42985-4
Herausgeber: Campus Verlag
veröffentlicht: 2014-12-31T16:00:00+00:00
Und schließlich erfuhren wir das ganze Abenteuer, nicht nur seine erfreulichen oder entzückenden Aspekte. Was mein Schwiegervater letztlich von all dem behalten hat, das war nicht die Verletzung und auch nicht die Gefahr, in der er sich befand (hätte er das Bewusstsein verloren, hätte er verbluten können!), sondern seine Rettung und sein Flug mit dem Hubschrauber. Und die Geschichte ist nun in seinem Gedächtnis unter der Rubrik »gute Erinnerungen« abgelegt. Am faszinierendsten daran ist, dass er offenbar keinerlei Anstrengungen unternimmt, um dies zu erreichen. Sein Gehirn scheint spontan fähig zu sein, von allem, was ihm in seinem Leben geschieht, die gute Seite zu sehen. Er zieht daraus weder einen Verdienst noch ein Recht, wem auch immer zu raten, er solle positiv denken. Aus diesem Grund ist er auch nicht ein gewöhnlicher Professor für Glück, sondern ein wahrer Meister: Er erklärt nicht, noch lehrt er, sondern er verkörpert den Gegenstand. Um diese Erzählung einige Jahre, nachdem das Ereignis stattgefunden hat, unverfälscht niederschreiben zu können, habe ich ihn demütig angerufen. Nachdem er mir das Abenteuer noch einmal erzählt und dabei einen neuen guten Grund, sich darüber zu freuen, hinzugefügt hatte (»meine ganze Familie und Freunde sind an mein Bett gekommen, ich habe mich nie allein gefühlt«), erklärte er: »Aber weißt du, Christophe, ich bin nicht immer so. Es passiert mir auch gelegentlich, dass ich ganz trübsinnig werde.« Uff. Dann fügte er hinzu: »Aber dennoch, je älter ich werde, desto mehr begeistert mich das Leben!«
Aus all diesen Gründen beobachte ich ihn mit Freude und Neugier und merke mir so gut ich kann, wie er die Dinge angeht.
Melancholie »Die Melancholie ist das Glück, traurig zu sein«, sagte Victor Hugo. Und Albert Camus schrieb: »Wir verfolgen unsere eigene Spur zurück. Wir fühlen unsere Not, und sie lehrt uns, uns besser zu lieben. Ja, vielleicht ist das eben das Glück, dieses mitleidige Wissen um unser Unglück.«11 Dieses milde und mitleidige, fast zärtliche Gefühl, das wir uns selbst gegenüber empfinden, wenn wir unglücklich sind, ist Melancholie. Es ist wie beim Alkohol: Gelegentlich ein kräftiger Schluck beruhigt uns und öffnet uns den Geist, aber sein Missbrauch schadet uns.
Mentale Bilder und Geschwindigkeit Wenn wir traurig sind, erzeugt unser Geist nur wenige mentale Bilder, verbringt aber viel Zeit mit jedem einzelnen. Wenn wir uns freuen, ist es umgekehrt: Dann sieht man viele Bilder, die schnell wechseln und nur wenig tiefergehende Aufmerksamkeit bewirken.12 Traurigkeit verlangsamt und Freude beschleunigt. Es ist aber keine Frage der positiven oder negativen Wertigkeit. Manche positiven Emotionen verlangsamen (Heiterkeit), während andere, negative Emotionen beschleunigen (Wut). Alles hängt davon ab, welche Rolle sie in unserem Leben spielen. In der Freude wie in der Wut gibt es die Notwendigkeit, auf eine neue Situation zu reagieren; beide Emotionen mit ihrer gegensätzlichen Wertigkeit erlauben eine schnelle Reaktion. Heiterkeit und Traurigkeit sind dagegen keine emotionalen Reaktionen auf ein plötzliches Ereignis, sondern progressive Empfindungen gegenüber einer allgemeinen Situation; verlangsamen, um nachzudenken oder zu spüren ist da im Allgemeinen sinnvoller als sehr schnell zu reagieren. Das halten Sie für kompliziert? Das stimmt. Nichts ist
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